Zweitmarkt Lebensversicherungen

Auf dem Second-Hand-Markt werden Lebensversicherungen angeboten

Die Möglichkeit, auf dem Zweitmarkt Lebensversicherungen zu kaufen und zu verkaufen, gibt es in Deutschland erst seit 1998. In Großbritannien wurde dieser Second-Hand-Markt bereits 1844 eingeführt. Wir zeigen auf, ob es sinnvoll ist, eine bereits angesparte Lebensversicherung zu verkaufen.

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Zweitmarkt Lebensversicherungen - Funktionsweise

Wer über einen Lebensversicherungs-Vertrag verfügt, in dem bereits Kapital angespart ist, hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten, das Kapital aus diesem Vertrag zu liquidieren, und zwar durch

  • Kündigung und Rückkauf,
  • Zweitmarkt Lebensversicherungen.

Während der Rückkauf einer Lebensversicherung meist mit mehr oder weniger geringen, finanziellen Verlusten und zusätzlich mit einer Steuerpflicht verbunden ist, kann es sich lohnen, auf dem Zweitmarkt Lebensversicherungen zum Verkauf anzubieten. Es versteht sich von selbst, dass auf dem Zweitmarkt nur kapitalbildende Lebensversicherungen gehandelt werden, da Risiko-Lebensversicherungen nicht auf Kapitalbildung ausgelegt sind.

Der Handel mit Lebensversicherungen auf dem Second-hand-Markt erfolgt nur selten direkt zwischen zwei Privatpersonen. In der Regel sind es Investoren, die im großen Stil angesparte Lebensversicherungs-Verträge aufkaufen. Sie haben die Möglichkeit, durch Streuung auf verschiedene Verträge unterschiedlicher Versicherer nicht nur ihr Risiko zu reduzieren, sondern auch mögliche steuerliche Vorteile zu nutzen. Da sie den Kontakt zu den Inhabern der Lebensversicherungen nicht selbst herstellen, erfolgt der Handel in den meisten Fällen über Vermittler. Investoren sind grundsätzlich bereit, einen höheren Preis, als den Rückkaufwert der Lebensversicherungen zu bezahlen und übernehmen zudem die Vermittlungskosten. Dennoch ist der Gewinn gegenüber einem Rückkauf der Lebensversicherung durch den Versicherer relativ gering. Vorwiegend dann, wenn der Rückkaufwert einer Versicherung vergleichsweise niedrig ist, lohnt sich ein solches Geschäft für beide Beteiligten, den Investor und den Versicherungsnehmer.

Zweitmarkt Lebensversicherungen - Folgen für Versicherer

Lebensversicherer sind bestrebt, das vorhandene Versicherungskollektiv, das mit seinen Beiträgen das grundlegende Vermögen schafft, um fällige Versicherungssummen daraus auszahlen zu können, nicht nur stabil zu halten, sondern stetig zu vergrößern. Aus diesem Grund begrüßen sie es, wenn über den Zweitmarkt Lebensversicherungen gehandelt werden. Dadurch lassen sich vorzeitige Kündigungen und erforderliche Rückkäufe sowie eine Verkleinerung des Kollektivs vermeiden.

Zudem muss der Versicherer nicht hohe Schlussüberschussanteile auszahlen, wie es bei einem Rückkauf erforderlich wäre. Die Vertragsgestaltungen, die mit einem Verkauf der Lebensversicherung auf dem Second-hand-Markt einhergehen, können sehr unterschiedlich ausfallen und obliegen den Vereinbarungen zwischen Käufer und Verkäufer. In den meisten Fällen haben Investoren kein Interesse an dem Versicherungsschutz, sondern lediglich an dem Kapital des Versicherungsvertrags. Daher kann unter Umständen der Versicherungsschutz beim Verkäufer verbleiben, wenn auf dem Zweitmarkt Lebensversicherungen verkauft werden. Sollte der Versicherungsfall dann tatsächlich eintreten, so erhalten die Hinterbliebenen immer noch die Differenz aus der Versicherungssumme und dem bereits erhaltenen Rückkaufwert. An den Investor ist dann lediglich noch eine Verzinsung in Höhe des zuvor vereinbarten Zinssatzes aus der Versicherungssumme zu zahlen. Eine derartige Regelung wird beim Verkauf zwischen dem Verkäufer der Lebensversicherung und dem Investor vertraglich vereinbart. In Deutschland hatte der Second-hand-Markt für Lebensversicherungen zu Beginn nach der Einführung eine durchschnittliche Nachfrage, die aufgrund der Finanzkrise stark zurückgegangen ist.

Zweitmarkt Lebensversicherungen - Ursprünge und Gewinnchancen

Ursprünglich stammt die Idee, auf dem Zweitmarkt Lebensversicherungen zu handeln, aus Großbritannien. Dort sind die Möglichkeiten, angesparte Lebensversicherungen zu kündigen und daraus einen Rückkaufwert zu erhalten, deutlich schlechter, als in Deutschland. Die Höhe der Rückkaufwerte ist nicht gesetzlich geregelt und bleibt meist den Versicherungsunternehmen überlassen. Hier ist es finanziell lukrativ, auf dem Zweitmarkt Lebensversicherungen zu verkaufen, anstatt sie einfach zu kündigen. Für Investoren ist der Ankauf von Lebensversicherungen in Großbritannien genauso lohnenswert, da sie einen Kaufpreis entrichten müssen, der häufig unterhalb des Zeitwerts der Versicherung liegt und dennoch für den Verkäufer günstiger ist, als ein Rückkauf durch den Versicherer. Daher wurde bereits 1844 in Großbritannien ein Zweitmarkt für Lebensversicherungen aufgebaut.

In Deutschland verhält es sich anders. Versicherte, die ihre Lebensversicherung kündigen, sind durch gesetzliche und häufig darüber hinausgehende vertragliche Regelungen geschützt. Der Rückkauf einer Lebensversicherung durch den Versicherer ist nur mit geringen finanziellen Verlusten für den Versicherten verbunden und die Differenz zwischen Rückkaufwert und Verkaufspreis beträgt meist nur wenige Prozentpunkte. Lediglich steuerlich kann der Verkauf einer Lebensversicherung gegenüber dem Rückkauf durch den Versicherer vorteilhaft sein. Jedoch fallen seit Einführung der Abgeltungssteuer im Jahr 2009 auch für Verkaufserlöse Steuern in Höhe von 25 Prozent an.